Genauigkeitsklasse

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Die Genauigkeitsklasse eines Messgerätes legt die maximal zu erwartende Abweichung eines Messwertes vom wahren Wert der zu messenden physikalischen Größe fest, soweit die Abweichung durch das Messgerät selbst bedingt ist. Einerseits kann ein Messgerät nicht exakt eingestellt werden; andererseits können sich seine Eigenschaften durch äußere Einflüsse ändern. Mit der Einstufung in eine Genauigkeitsklasse wird ein Qualitätsmerkmal geliefert, in welchem Umfang diese Ursachen zu einer Messabweichung führen dürfen.

Normen verwenden den Begriff z. B. für Stromwandler, Wiegesysteme oder direkt wirkende Messgeräte mit Skalenanzeige. Für die weit verbreiteten Strom- und Spannungsmessgeräte mit Ziffernanzeige sind derartige Klassen nicht bekannt; dazu siehe Digitalmultimeter, Messgeräteabweichung, Auflösung (Digitaltechnik).

Skale eines Drehspulmessgeräts der Klasse 2,5 für senkrechte Betriebslage (Symbole rechts).
Unter Referenzbedingungen beträgt bei diesem Messgerät der Grenzwert der Abweichung 2,5 % des Messbereichs-Endwertes 10 A, also 0,25 A.

Genauigkeitsklasse

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In der für die Messtechnik grundlegenden DIN 1319 wird der Begriff Genauigkeitsklasse definiert als „eine Klasse von Messgeräten, die vorgegebene messtechnische Forderungen erfüllen, so dass Messabweichungen dieser Messgeräte innerhalb festgelegter Grenzen bleiben“.

In EN 60051 wird die Genauigkeit eines Messgerätes definiert „als Grad der Übereinstimmung zwischen angezeigtem und richtigem Wert. Die Genauigkeit […] ist durch die Grenzen der Eigenabweichung und die Grenzen der Einflusseffekte bestimmt“. Die Begriffe werden nachfolgend erklärt.

Messgeräte, die bestimmte Anforderungen an die Genauigkeit erfüllen, können einer Genauigkeitsklasse zugeordnet werden. Diese Klasse wird durch ein Klassenzeichen in Form einer Zahl gekennzeichnet. Im Bild oben ist das 2,5. Ein Zusatz, z. B. ein Kreis, der die Zahl umschließt, kann hinzukommen.

Fehlergrenzen für direkt wirkende Messgeräte mit Skalenanzeige

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DIN EN 60051
Titel Direkt wirkende anzeigende elektrische Meßgeräte und ihr Zubehör; Meßgeräte mit Skalenanzeige
Bereich Messgeräte
Regelt Teil 1: Definitionen und allgemeine Anforderungen für alle Teile dieser Norm
Teil 2: Spezielle Anforderungen für Strom- und Spannungs-Meßgeräte
Teil 3: … für Wirk- und Blindleistungs-Meßgeräte
Teil 4: … für Frequenz-Meßgeräte
Teil 5: … für Phasenverschiebungswinkel-Meßgeräte, Leistungsfaktor-Meßgeräte und Synchronoskope
Teil 6: … für Widerstands- und Leitfähigkeits-Meßgeräte
Teil 7: … für Vielfach-Meßgeräte
Teil 8: … für Zubehör
Teil 9: Empfohlene Prüfverfahren
Erscheinungsjahr Deutsche Fassung DIN EN 60051-1: 1999;
-2…-9: 1991…96
Anmerkungen ersetzt: DIN 43780; VDE 0410
Basis: IEC 60051

Die hierzu erlassene EN 60051 ist außerordentlich vielfältig, so dass hier nur Grundzüge erläutert werden. Ältere Messgeräte sind noch nach den ähnlichen Vorgänger-Vorschriften DIN 43780 oder VDE 0410 gefertigt worden.

Außerdem beschränkt sich diese Aufstellung auf Strom- und Spannungs-Messgeräte in den bevorzugten Ausführungen nach EN 60051-2.

Ein Hersteller, der sein Messgerät durch Angabe eines Klassenzeichens qualifiziert, garantiert die Einhaltung

  • der Grenzen der Eigenabweichung (früher des Grundfehlers),
  • der Grenzen der Einflusseffekte.

Eigenabweichung

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Wird ein Messgerät unter Referenzbedingungen (denselben Bedingungen wie bei der Justierung) und innerhalb des Messbereiches betrieben, so heißt eine dann auftretende Messabweichung Eigenabweichung.

Die Eigenabweichung darf die beispielhaft zum Klassenzeichen 2,5 angegebenen Werte nicht übersteigen (im Sinne einer Fehlergrenze dem Betrage nach)

  • 2,5 % des Messbereichsendwertes, wenn der Nullpunkt an einem Ende des Messbereichs liegt,
  • 2,5 % des Messbereichsendwertes, wenn der mechanische oder elektrische Nullpunkt außerhalb des Messbereiches liegt,
  • 2,5 % der Summe (ungeachtet des Vorzeichens) der Messbereichsendwerte, wenn der Nullpunkt innerhalb der Skale liegt.

Bei einem Zusatz zum Klassenzeichen, z. B. Kreis, gilt eine andere Bezugsgröße.

Beispiel: Strommesser mit Messbereich 0 bis 100 mA, linear geteilt, Klassenzeichen 1

Die Grenze der Eigenabweichung ist = 1 % · 100 mA = 1 mA. Diese Grenze ist eine Konstante über den gesamten Messbereich.
Hinweis: Die relative Fehlergrenze eines Messwertes hat nur bei 100 mA den Wert = 1 %, für jeden anderen Messwert ist sie größer. Bei 25 mA beträgt sie bereits 4 %, da der Bezugswert für die relative Fehlergrenze des Messwertes der jeweilige Messwert ist.
= = 0,01 = 1 %
= = 0,04 = 4 %

Referenzbedingungen

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Zur Definition der Eigenabweichung gehört die Festlegung der Referenzbedingungen (Referenzwert oder -bereich). Im Wesentlichen ist festgelegt:

Einflussgröße Referenzbedingung zulässige Grenzen der Referenzbedingung
Umgebungstemperatur 23 °C (früher 20 °C) 2 K bei Klassenzeichen 0,5 oder größer, sonst 1 K
Lage gemäß Beschriftung
Magnetisches Fremdfeld gänzliches Fehlen Erdfeld erlaubt
Elektrisches Fremdfeld gänzliches Fehlen  
Frequenz einer Wechselgröße 45 … 65 Hz  
Kurvenform einer Wechselgröße sinusförmig  
Welligkeit einer Gleichgröße null  
Anzeigebereich 0 … 12 A
Messbereich 0,6 … 6 A
In Klasse 2,5 Grenzwert der Eigenabweichung 2,5 %·6 A = 0,15 A

Da die Angaben zum oben genannten Grenzwert nur innerhalb des Messbereichs gelten, muss der Messbereich erkennbar sein, falls er nicht mit der Skalenlänge übereinstimmt. Es gibt drei Möglichkeiten der Kennzeichnung des Messbereichs auf der Skale:

  • Keine Feinteilung außerhalb des Messbereiches,
  • Messbereichsgrenze gekennzeichnet durch Punkt,
  • verstärkter (breiter gezeichneter) Skalenbogen im Messbereich.

Einflusseffekte

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Wird das Messgerät nicht unter Referenzbedingungen betrieben, so können zusätzlich zur Eigenabweichung weitere Abweichungen entstehen.

Einzelner Einflusseffekt

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Bei einer einzelnen, nicht eingehaltenen Einflussgröße darf der von ihr hervorgerufene Einflusseffekt ebenfalls nicht größer sein als der oben mittels des Klassenzeichens festgelegte Grenzwert, jedoch noch versehen mit einem Korrekturfaktor. Dieses gilt allerdings nur in einem bestimmten Nenngebrauchsbereich:

Einflussgröße Grenzen des Nenngebrauchsbereiches Korrekturfaktor
Umgebungstemperatur Referenztemperatur ± 10 °C 100 %
Lage von der Referenzlage aus 5° in jede Richtung  50 %
Frequenz Referenzbereich ± 10 % der jeweiligen Grenze 100 %

Mehrere Einflusseffekte

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Wenn zwei oder mehr Einflussgrößen von ihren Referenzbedingungen bis zu einem Wert innerhalb des Nenngebrauchsbereiches abweichen, darf der resultierende Einflusseffekt nicht größer sein als die Summe der zulässigen Einzeleffekte.

Beispiel: Das oben beschriebene Messgerät wird bei 28 °C und um 4° geneigt betrieben.

Dann ist der Grenzwert der Messabweichung = (1 + 1 + 0,5) mA = 2,5 mA
(Eigenabweichung + Abweichung durch Temperatureinfluss + Abweichung durch Lageeinfluss).

Beispiel: Das oben beschriebene Messgerät wird bei 28 °C und um 10° geneigt betrieben.

Keine Garantie zu eingehaltener Messabweichung, da der Nenngebrauchsbereich nicht eingehalten wird.

Abweichende Referenzbedingungen und Nenngebrauchsbereiche

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Von den oben angegebenen Vorgaben der Norm darf abgewichen werden, wenn die Abweichung durch Beschriftung angegeben wird. Zum Beispiel:

Beschriftung Referenzwert/-bereich Nenngebrauchsbereich
27 °C 27 °C 17 … 37 °C
35…50…60 Hz 50 Hz 35 … 60 Hz
23…23…37 °C 23 °C 23 … 37 °C
35…45…55…60 Hz 45 … 55 Hz 35 … 60 Hz

Mit der Klassenzuordnung verbundene Anforderungen

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Zu den Klassen werden nicht nur Anforderungen zur Genauigkeit, sondern verschiedene weitere Vorgaben festgeschrieben wie

  • Bedingungen, die zu beachten sind, wenn es um die Einhaltung der Grenzen geht,
  • Elektrische und mechanische Anforderungen, z. B. Überlastbarkeit, Dämpfung,
  • Aufschriften,
  • Prüfverfahren zur Feststellung der Einhaltung des genormten Verhaltens.

Nach der bis August 1976 geltenden Vorschrift VDE 0410 Regeln für elektrische Meßgeräte wurden diese Geräte in folgende Gruppen eingeteilt:

  • Feinmessgeräte mit den Klassen 0,1 – 0,2 – 0,5
  • Betriebsmessgeräte mit den Klassen 1 – 1,5 – 2,5 – 5

Genauigkeitsklassen für weitere Messgeräte

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  • Thomas Mühl: Einführung in die elektrische Messtechnik. 4. Auflage. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-8348-0899-8.
  • Reinhard Lerch: Elektrische Messtechnik. Analoge, Digitale und Computergestützte Verfahren. 6. Auflage. Springer, Berlin 2012, ISBN 978-3-642-22608-3.