Heilquellen in St. Moritz

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Die bronzezeitliche Quellfassung, seit 2014 ausgestellt im Forum Paracelsus, St. Moritz
Die bronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz während der Bergung, 1907.

Die Heilquellen in St. Moritz sind sprudelnde, kohlensäure- und eisenhaltige Mineralquellen, die den Ruf von St. Moritz begründeten. Mit der bronzezeitlichen Quellfassung von St. Moritz liegt zudem einer der wichtigsten und berühmtesten Funde der Alpinen Archäologie vor.

Urgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die bronzezeitliche Quellfassung von St. Moritz wurde 1853 entdeckt und 1907 geborgen. Anhand dendrochronologischer Untersuchungen wurde die Anlage auf das Endjahr 1411 v. Chr. datiert. Innerhalb des einen ausgehöhlten Baumstamms wurde bronzene Objekte (zwei Vollgriffschwerter, ein Schwertfragment, ein Dolch, eine Nadel) aufgefunden. Sie waren dort in der Bronzezeit als Weihegaben deponiert worden.

Paracelsus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Paracelsus, 1540

Im 16. Jahrhundert erschienen die ersten wissenschaftlichen Abhandlungen über die St. Moritzer Heilquellen. Der Naturheilarzt Paracelsus weilte 1535 in St. Moritz. Tief beeindruckt von der Heilkraft der Quellen pries er sie in seinem Werk von den tartarischen Krankheiten mit folgenden Worten:

„Ein acetosum fontale (Sauerbrunnen), das ich für alle, so in Europa erfahren habe, preise, ist im Engadin zuo Sanct Mauritz; derselbige Brun laufft im Augusto am säuristen. Der desselbigen Trancks trinket wie einer Artzney gebührt, der kan von Gesundheit sagen; und weist von keinem Stein (noch Sand nicht), er weist kein Podagra; kein Artherica; denn also wird der Magen dadurch bestärcket, coroboriert, dass er den Tartarum verdäuet, als ein Straus ein Eysen; als ein Amsel ein Spinnen; und nicht allein den Tartarum, sondern auch andere Ding, so Krankckheiten im Manschen machen deren primae materia in der Speis und Tranck ligt …“

„Paracelsus“

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele bekannte Ärzte kamen in der Folge nach St. Moritz, erkannten die Heilwirkung der Quellen und stellten Kurverordnungen auf. Die Quellen waren weit über die Landesgrenzen hinaus berühmt und zogen viele Kurgäste an. 1566 wurde die Quelle durch Überschwemmungen verschüttet und blieb darauf lange Zeit vernachlässigt. Ende des 16. Jahrhunderts liess ein polnischer Edelmann aus Dankbarkeit für eine gelungene Kur eine einfache Hütte bei der Quelle errichten. Um 1667 bot Herzog Victor Amadeus von Savoyen an, bei der Quelle ein Gasthaus errichten zu lassen, was von der Gemeinde abgelehnt wurde, wohl aus Angst vor einer Konkurrenz für die Wirte im Dorf. So blieben die Verhältnisse um die Quelle kläglich und die St. Moritzer nützten die Gaben der Natur kaum für ihre Gäste.

Im Jahre 1815 nutzten jüngere Bürger von St. Moritz die Abwesenheit der konservativen, älteren Einwohner, die auf dem Viehmarkt in Tirano waren, um durch einen Gemeindebeschluss die Korrektion des Inns und die Entsumpfung des Quellenareals zu bewirken und eine neue Strasse vom Dorf ins Bad zu bauen. 1831 wurde auf Initiative einiger vermögender und kaufmännisch denkenden Männer eine Aktiengesellschaft gegründet und ein kleines Kurhaus gebaut. Dies brachte die positive Wende und die erste Blütezeit für St. Moritz.

Bald folgten weitere Bauten bis zur Errichtung eines Neubaus, dem später noch wiederholt umgebauten Kurhotel mit 129 Gästezimmern und einem Speisesaal mit 300 Plätzen. Die goldenen Jahre für St. Moritz dauerten von 1864 bis 1914 und fanden mit Beginn des Ersten Weltkrieges ein jähes Ende.

Weltkriege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ersten Weltkrieg erholte sich der Tourismus nur langsam. Die adeligen Gäste kamen nur noch kurz, an ihrer Stelle kamen Stars und Neureiche. Sie suchten statt Heilwasser Feste, Belustigung oder sportliche Betätigungen wie Skifahren, Curlen oder Eislaufen. Der Saisonschwerpunkt verlagerte sich vom Sommer auf den Winter und der Badegedanke trat in den Hintergrund. Fast nur die alten Kurgäste erinnerten sich an die Heilkraft der Quellen und nutzten dazu das neu zur Behandlung rheumatischer Krankheiten verwendete kräftige Alpenmoor von St. Moritz.

Ein touristischer und sportlicher Höhepunkt waren die ersten Olympischen Winterspiele 1928 in St. Moritz. Der Aufschwung nahm aber nach wenigen Jahren ein rasches Ende durch die Wirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg.

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1976 wurde das jetzige Heilbadzentrum neu erbaut, um die traditionellen Badekuren zu retten. Dies war unter anderem dem Einsatz des damaligen Kurdirektors Peter Kasper zu verdanken.

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forum Paracelsus

Die bisher im Untergeschoss (Cuort) des Engadiner Museum ausgestellte älteste Fassung der Mauritiusquelle befindet sich seit Juli 2014 im neugestalteten Forum Paracelsus in St. Moritz-Bad. Die dortige Ausstellung zeigt die Geschichte der St. Moritzer Bäderkultur anhand von interaktiven historischen Bildern und Hörstationen. Neben der bronzezeitlichen Quellfassung werden bronzezeitliche Schwerter und Trinkgläser des St. Morizer Heilbades präsentiert. An einem modernen Trinkbrunnen kann das St. Moritzer Sauerwasser degustiert werden.[1]

Charakteristik des Quellwassers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Quellwasser enthält nennenswerte Mengen an Calcium (> 200 mg/L in den meisten Messungen), Natrium (> 100 mg/L) und Magnesium. An Anionen sind vor allem Carbonat beziehungsweise Hydrogencarbonat, Sulfat und Chlorid enthalten.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Heilquellen St.Moritz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Engadiner Museum: Mauritiusquellfassung jetzt im Forum Paracelsus
  2. Werner Paul Balderer, Enrico Piatti: The St. Moritz Mauritius mineral spring (Upper Engadine Valley, SE Switzerland): review of its importance by the joint facts of geological occurrence, archeology, health effects, chemical properties, and long-term chemical stability. In: Environmental Earth Sciences. Band 82, Nr. 9, Mai 2023, doi:10.1007/s12665-023-10800-x.