Lichtgrafik

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Eine Lichtgrafik ist das Ergebnis eines mehrstufigen, künstlerischen Prozesses, dessen erster Schritt zumeist aus der Erstellung eines Fotogramms besteht.

Der Begriff Lichtgrafik geht auf den deutschen Kunstkritiker Franz Roh zurück. Im Vorwort des Bildbandes Lichtgrafik von Heinz Hajek-Halke schreibt Roh: „Weil die Praktiken oft über das Fotografische hinausgehen, spricht man hier eben am besten von Lichtgrafiken.“[1]

Wie schon bei der Herstellung eines Fotogramms, kommt bei dieser Arbeit in der Dunkelkammer keine Fotokamera zum Einsatz. Die Lichtgrafik gehört somit zur Kategorie der Dunkelkammerfotografie oder kameralosen Fotografie. Da der Prozess mehrstufig ist und das Ergebnis erst nach der Entwicklung des fotosensitiven Materials sichtbar wird, spielt bei der Entstehung einer Lichtgrafik der Zufall eine wichtige Rolle.

Für den Fototheoretiker Gottfried Jäger ist das (foto-)technische Moment sowohl „Motiv, Bestandteil und Ausdruck von Lichtgrafik“.[2]

Aufbau für die Erstellung von Fotogramm und Lichtgrafik in der Dunkelkammer

Der Berliner Lichtgrafiker Kurt Wendlandt bearbeitete das ursprüngliche Fotogramm unter anderem mit folgenden Techniken[3][4]:

  • Herauskratzen von Linien, Flächen oder Strukturen mittels einer Rasierklinge
  • Bemalung mit Pinsel oder Fettstift
  • Kopie des bearbeiteten Fotogramm von Film auf einen neuen Film oder ein Fotopapier und erneute Bearbeitung
  • Zerschneiden des Filmmaterials
  • Vereinigung von Positiv und Negativ in einer Collage
  • Zusammenkopie mit verschiedener Größe, Schärfe und Gradation
  • Doppelbelichtung
  • Abdeckung bestimmter Bereiche durch Schablonen
  • Örtliche Nachbelichtung des Foto-Materials mit einer Taschenlampe (Solarisationseffekt)

Für das Abdecken bestimmter Bereiche oder das Zusammenkopieren verschiedener Fotogramme oder Filme verfügte Kurt Wendlandts Lichtgrafik-Tisch über eine zweite Ebene und er verwendete einen Halter für Filmmaterial im Vergrößerungsapparat.

Die bekanntesten Lichtgrafiker sind der Fotograf Heinz Hajek-Halke und der Kunstmaler und Grafiker Kurt Wendlandt. Ihre Lichtgrafiken wurden in bedeutenden Museen ausgestellt (z. B. Hajek-Halke im Centre Pompidou[5], Paris, 2002 oder Wendlandt in der Neuen Nationalgalerie, Berlin, 1977) und befinden sich heute in Sammlungen von berühmten Museen für Moderne Kunst (z. B. Wendlandt in der Berlinischen Galerie[6], Berlin). Zahlreiche experimentelle Werke von Wolfgang Kermer der Jahre 1957 und 1958, von ihm so genannte Fotografiken (darunter Fotogramme mit Entwicklermalerei), befinden sich in der Städtischen Galerie Neunkirchen.[7]

Größere Ausstellungen mit Lichtgrafiken (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Heinz Hajek-Halke: Lichtgrafik. 1. Auflage. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf 1964, S. Vorwort.
  2. Gottfried Jäger: Bildgebende Fotografie: Fotografik –Lichtgrafik – Lichtmalerei ; Ursprünge, Konzepte und Spezifika einer Kunstform. DuMont Buchverlag, Köln 1988, ISBN 3-7701-1860-X, S. 278.
  3. Dieter Biewald: Vielschichtigkeit durch Technik. Berliner Künstler im Gespräch (Kurt Wendlandt). Hrsg.: Berliner Rundschau. 2. August 1973.
  4. Kurt Wendlandt: Verwandlungen fototechnisch. In: FOTO PRISMA. Heft 3. Knapp Verlag, Düsseldorf März 1966, S. 128–130.
  5. Centre Pompidou Exhibition: Heinz Hajek-Halke, 15 May − 26 Aug 2002. Abgerufen am 30. Mai 2021 (englisch).
  6. Sammlung Online: Kurt Wendlandt. In: Berlinische Galerie. Abgerufen am 30. Mai 2021.
  7. Schenkung Wolfgang Kermer: Bestandskatalog. Städtische Galerie Neunkirchen. Katalog: Wolfgang Kermer, Nicole Nix-hauck. Neunkirchen 2011, ISBN 978-3-941715-07-3, S. 86–88, 90–92, m. Abb.
  8. Walter Binder: Anwesenheit bei Abwesenheit. Fotogramme und die Kunst des 20. Jahrhunderts (Ausstellungskatalog). Hrsg.: Schweizerische Stiftung für die Photographie Kunsthaus Zürich. Zürich 1990, S. 24 - 31.