Nevisense

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Nevisense (Herstellerbezeichnung der schwedischen Firma SciBase AB) ist ein Gerät zur Früherkennung von schwarzem Hautkrebs sowie keratinozytären Tumoren wie Basaliomen und Spinaliomen, das auf der elektrischen Impedanzspektroskopie (EIS) basiert und klassische Diagnosemöglichkeiten ergänzt. Durch dieses Verfahren könnten die Erkennungsrate gesteigert sowie die Anzahl unnötiger Exzisionen reduziert werden. Die EIS gehört es zu den neuen Verfahren zur Verbesserung bestehender Diagnosemethoden.[1]

Die EIS ist in Deutschland keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.

Funktionsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das System kann ergänzend zur klinischen und auflichtmikroskopischen Untersuchung bei auffälligen Muttermalen und Leberflecken eingesetzt werden. Dabei wird die Haut befeuchtet und mit einer aufgesetzten Elektrode der elektrische Widerstand und die Reaktanz mehrfach bei verschiedenen (nicht spürbaren) Wechselstromfrequenzen 1 kHz – 2,5 MHz gemessen. Dies soll Veränderungen in der Struktur, der Ausrichtung, der Größe und des Typs der Hautzellen bis zu einer Tiefe von 2,5 mm unter der Hautoberfläche erkennen, unabhängig von Pigmenten oder anderen optisch sichtbaren Merkmalen. Die Messergebnisse werden in ein Scoresystem von 0 bis 10 umgesetzt; Scores >4 werden als positiv (krebsverdächtig) bewertet.

Bedeutung für die Hautkrebsdiagnostik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Standardverfahren gehören momentan die Dermatoskopie, die sequenzielle digitale Dermatoskopie und die automatisierte Ganzkörperfotografie. Der Bedarf an unterstützenden Untersuchungsmethoden führte zur Etablierung neuer Verfahren wie der konfokalen Laserscanmikroskopie, der Raman-Spektroskopie oder der elektrischen Impedanzspektroskopie.[2] Die Genauigkeit der EIS wurde in einer Studie zur Melanomerkennung,[3] an der knapp 2000 Patienten teilnahmen, untersucht: Die Sensitivität betrug 97 %. Damit ist die EIS zuverlässiger als der 7-Punkte-Check und als die ABCDE-Regel, mit der sechs von zehn Tumoren diagnostiziert werden können.[4] Die Spezifität lag bei 38 %, der negative Vorhersagewert, d. h. das Maß für die Zuverlässigkeit bei negativer Befundung, liegt bei 99 %. Damit lässt sich bei richtiger Indikationsstellung eine Reduktion unnötiger Muttermalentfernungen erreichen.[1] In einer Studie, in welcher die Kombination von EIS mit digitaler Dermatoskopie untersucht wurde, lag die gemessene Sensitivität bei 100 % und die Spezifität bei 69,5 %.[5] In einer im Jahre 2020 veröffentlichten Studie der Universität Tübingen wurde belegt, dass EIS sich auch eignet, Basaliome und Spinaliome zu erkennen und von gutartigen Läsionen zu unterscheiden. Bei einem Score-Cutoff von 4,5 lagen sowohl die Sensitivität als auch der negative Vorhersagewert bei 100 %.[6]

Möglichkeiten und Grenzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Scheinwiderstand, auf dem die Messung durch Nevisense beruht, kann durch Störfaktoren wie Feuchtigkeit, starke Exposition zu Sonnenlicht und saisonal variieren.[7] Außerdem ist das System bei Wunden und Fibrosen ungenau und sollte bei derartigen Hautveränderungen nicht zum Einsatz kommen.[8] Es gibt daher Anwender, die mehr Studien fordern, bevor die Methode in größerem klinischem Umfang Verwendung findet.[9] In aktuelleren Publikationen wird die EIS hingegen als ausreichend wissenschaftlich abgesichert angesehen.[10][11]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Julia Welzel, Elke Sattler (Hrsg.): Nichtinvasive physikalische Diagnostik in der Dermatologie. Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 2016, S. 96 ff.; books.google.de.
  2. C. Fink, H. Haenssle: Strategien zur nichtinvasiven Diagnostik des Melanoms. In: hautnah, 2016; doi:10.1007/s12326-016-0207-3.
  3. J. Malvehy et al.: Clinical performance of the Nevisense system in cutaneous melanoma detection: an international, multicentre, prospective and blinded clinical trial on efficacy and safety. In: British Journal of Dermatology, 2014, . doi:10.1111/bjd.13121.
  4. muenchen.tv (Memento vom 18. Februar 2017 im Internet Archive) München TV; abgerufen am 16. Februar 2017.
  5. L. Rocha, S. Menzies et al.: Analysis of an electrical impedance spectroscopy system in short-term digital dermoscopy imaging of melanocytic lesions. In: British Journal of Dermatology, 2017, PMID 28421597.
  6. C. Garbe, E. Sarac et al.: Diagnostik Accuracy of Electrical Impedance Spectroscopy in Non-Melanoma Skin Cancer. In ACTA-DV, 2020; medicaljournals.se abgerufen am 7. Juni 2021.
  7. Takashi Nagaoka: Recent Advances in Diagnostic Technologies for Melanoma. In: Advanced Biomedical Engineering, 2016; jstage.jst.go.jp Webseite der International Society of Digital Imaging of the Skin; abgerufen am 16. Februar 2017.
  8. isdis.net (Memento vom 17. Februar 2017 im Internet Archive) abgerufen am 16. Februar 2017.
  9. Anand Rotte, Madhuri Bhandaru: Immunotherapy of Melanoma. Springer International Publishing, Cham 2016, S. 26; books.google.de
  10. Julia Welzel, Uwe Reinhold: EIS: Atypien von Hautveränderungen präzise messen. In: Der Deutsche Dermatologe, 2018, 66(11) researchgate.net abgerufen am 5. Februar 2020.
  11. C. Kellner, U. Reinhold: Moderne Diagnoseverfahren in der Dermatoonkologie. In: Der Pathologe, 2015; doi:10.1007/s00292-014-2062-4.