oN-Line System

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NLS
Basisdaten

Entwickler Augmentation Research Center am Stanford Research Institute
Erscheinungsjahr 9. Dezember 1968 im Rahmen des Vortrags A research center for augmenting human intellect
Kategorie Entwurf

NLS, oder oN-Line System, war ein revolutionäres kollaboratives Computersystem in den 1960er Jahren. Entworfen von Douglas Engelbart und implementiert von Forschern des Augmentation Research Centers (ARC) am Stanford Research Institute (SRI) war es das erste System, das den praktischen Einsatz von Hypertext-Links, Raster-Scan-Monitoren, Maus, Bildschirmverwaltung, Präsentationsprogrammen und von anderen modernen Computing-Konzepten realisiert und ermöglicht hat.[1] Das Projekt wurde von der Defense Advanced Research Projects Agency, NASA und der US Air Force finanziert.

Historische Entwicklung

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Douglas Engelbart entwickelte seine Konzepte zwischen 1959 und 1960 mit der Unterstützung der US Air Force und veröffentlichte ein Framework im Jahr 1962. Das seltsame redundante Akronym NLS stammt aus den Wörtern oN-Line System, wobei „on-line“ nicht mit der heutigen Bedeutung verwendet wurde, sondern die interaktive Bedienung einer Maschine kennzeichnete.[2] Der Name wurde gewählt, um das neue System von dem anderen oFf-Line System (FLS) zu unterscheiden,[3] denn mit einem echten Akronym sollte man beide OLS nennen. Seine ersten Computer konnten jedoch nicht mehr als einen Benutzer gleichzeitig unterstützen. Dies ermöglichte 1963 erstmals der CDC 160A, der allerdings noch sehr wenig Programmierleistung für sich alleine hatte.[4]

Als Überbrückungsmaßnahme entwickelte das Team ein System, in dem auch offline Benutzer – d. h. Personen, die nicht an einem Terminal saßen – durch das Lochen einer Reihe von Befehlen auf einen Lochstreifen mit einem Lochstreifenschreibautomat ihre Dokumente bearbeiten konnten. Nachdem der Streifen vollständig war, führte der Benutzer den Lochstreifen, auf dem der letzte Entwurf des Dokuments gespeichert war, in den Computer ein, gefolgt von dem Streifen mit den Änderungen. Der Computer druckte dann einen neuen Lochstreifen mit der geänderten und aktuellen Version aus. Ohne eine interaktive Visualisierung war diese Vorgehensweise sehr heikel, denn der Benutzer musste die kumulativen Auswirkungen seiner Befehle auf das Dokument im Kopf behalten. Diese Problematik wurde in dem online System gelöst, indem man den Screen sperren konnte und die Änderungen auf Grund der Version, die am Bildschirm gezeigt wurde, durchführte. Diese Vorgehensweise hatte den Vorteil, dass der Benutzer im Text hin und her springen konnte und den Faden nach einer Änderung, die sonst einen Refresh implizierte, nicht verlor.[5]

In der weiteren Entwicklung wurde sowohl der off-line-Workflow, als auch der interaktive on-line-Ablauf unterstützt. Ursprünglich hatten die Systemen die Namen oFf-Line Text System (FLTS) und oN-Line Text System (NLTS), aber mit der Zeit unterstützten sie mehr als nur Text und das T wurde weggelassen.[6]

Robert Taylor, der über einen Hintergrund in der Psychologie verfügte, unterstützte das Projekt von der NASA. Als er zu dem Information Processing Techniques Office der Advanced Research Projects Agency des US Defense Departments zog, konnte er noch mehr Förderung für das Projekt zur Verfügung stellen und die NLS Entwicklergruppe präsentierte 1965 die CDC 3000 Computerserie.[4] Jeff Rulifson, eine andere Zentralfigur, tritt im Jahr 1966 dem SRI bei und wurde der leitende Programmierer der NLS Entwicklung, bis er 1973 die Firma verließ.[7]

Workstation mit der 3-Button-Maus und mit der Akkordtastatur

Die Entwicklung lief 1968 mit den Scientific Data Systems und mit dem Computer SDS 940 weiter, auf dem das Berkeley Timesharing System lief.[4] Dieser Computer hatte eine ungefähr 96 MB große Speicherplatte und konnte bis zu 16 Workstations unterstützen, wobei jede diese Workstations mit einem Raster-Scan-Monitor, Maus mit 3 Buttons und mit einer Akkordtastatur ausgestattet war. Der Input des eingetippten Textes wurde von der Tastatur an einem bestimmten Untersystem gesendet, das die Informationen über einem Bus an einem der zwei Display Controllers und Display Generators weiterleitete. Der eingegebene Text wurde anschließend an einer 127 mm (5-inch) Kathodenstrahlröhre (CRT) gesendet, die durch eine spezielle Abdeckung umschlossen war und das überlagerte Videobild wurde von einer professionell hochqualitativen schwarz-weiß TV-Kamera empfangen. Diese TV-Kamera Information wurde dann an der Kamerasteuereinheit (CCU) mit geschlossenem Kreislauf (closed-circuit) und an das Steckfeld weitergeleitet und der Text wurde schlussendlich an den Monitoren aller Workstations angezeigt.

A Research Center for Augmenting Human Intellect

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NLS wurde von Engelbart am 9. Dezember 1968 vor dem großen Publikum der jährlichen Joint Computer Conference in San Francisco unter dem Titel A Research Center for Augmenting Human Intellect[8] demonstriert. Die Nachwirkungen der Präsentation waren so weitreichend, dass seine Vorführung 1994 von Steven Levy als The Mother of All Demos bezeichnet wurde; sie demonstrierte nicht nur die innovativen Funktionalitäten des Systems, sondern setzte auch einige bemerkenswerte dem damaligen Stand der Technik entsprechende Videotechnologien ein. Das Terminal von Engelbart auf der Bühne war mit einem großen Videoprojektor, ausgeliehen vom Ames Research Center der NASA, und über gemietete Telefonleitungen auch mit einem SDS 940 Computer von ARC verbunden, der sich in Menlo Park, 50 km südöstlich von San Francisco befand. Auf der sechs Meter großen Leinwand konnte das Publikum das Geschehen auf Engelbarts Monitor mitverfolgen, wie er die Maus verwendete und wie die Mitglieder seines Teams in Menlo Park mit der Konferenz verbunden wurden.[9]

Eine revolutionäre Funktion des NLS, das Journal, wurde 1970 von dem australischen Informatik-Ingenieur David A. Evans im Rahmen seiner Doktorarbeit entwickelt. Das Journal war eine primitive hypertextbasierte Groupware, die als Vorgänger moderner Server-Software gesehen werden kann, die kollaborative Dokumentenerstellung ermöglicht. Sie wurde von ARC-Mitgliedern verwendet, um Konzepte zu diskutieren, debattieren und weiterzuentwickeln, so wie es bei den heutigen Wikis üblich ist. Das Journal wurde außerdem auch für das Speichern der Dokumente des InterNIC und der frühen E-Mail-Archive verwendet.[10] Die meisten Journal-Dokumente sind in Papierform erhalten und in der Stanford-Universität archiviert. Sie bilden einen wertvollen Bericht über die Entwicklung der ARC-Gemeinschaft von 1970 bis 1976, als die Vermarktung des Centers begann. Ein weiterer großer Bestand an Journal-Dokumenten befindet sich im Computer History Museum, zusammen mit einer großen Sammlung von ARC-Backup-Bändern aus den frühen 1970er-Jahren, ergänzt um einige Bänder der SDS 940 aus den 1960er-Jahren.

Einzelnachweise

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  1. Kate Gust: NLS Augment Index. Hrsg.: Computer History Museum. 6. November 2006 (softwarepreservation.org).
  2. Matthias Müller-Prove: Vision and Reality of Hypertext and Graphical User Interfaces (= Berichte des Fachbereichs Informatik der Universität Hamburg. Nr. 237). Hamburg 27. August 2009, S. 7 (uni-hamburg.de [PDF; 4,5 MB; abgerufen am 27. Mai 2015]).
  3. Jakob Nielsen: The History of Hypertext. 1. Februar 1995 (nngroup.com).
  4. a b c Douglas C. Engelbart: Augmented Knowledge Workshop. In: HPW ’86 Proceedings of the ACM Conference on The history of personal workstations. ACM Digital Library, New York NY 1986, ISBN 0-89791-176-8, S. 73–83, doi:10.1145/12178.12184 (dougengelbart.org [abgerufen am 27. Mai 2015]).
  5. Interviewer: Judy Adams und Henry Lowood: Douglas Engelbart. In: Stanford University (Hrsg.): Stanford and the Silicon Valley Oral History Interviews. Nr. 2, 14. Januar 1987 (stanford.edu (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive) [abgerufen am 28. Mai 2015]).
  6. Douglas C. Engelbart: Quarterly Technical Letter Report 1. In: Study for the Development of Human Intellect Augmentation Techniques. Stanford Research Institute, Palo Alto CA 12. Mai 1966, (4 1d) – (web.stanford.edu).
  7. Johns Frederick (Jeff) Rulifson. In: Alumni Hall of Fame 2006. SRI International, 2006 (sri.com). sri.com (Memento vom 1. Juli 2013 im Internet Archive)
  8. Original Program Announcement for Mother of All Demos
  9. The Click Heard Round The World (= 12. Band 01). Januar 2004 (archive.wired.com).
  10. D. Meyer: RFC 543 – Network Journal Submission and Delivery. 31. Juli 1973 (englisch).