Palivizumab

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Palivizumab
Masse/Länge Primärstruktur 148 kDa
Bezeichner
Externe IDs
Arzneistoffangaben
ATC-Code J06BB16
DrugBank BTD00097
Wirkstoffklasse monoklonaler Antikörper

Palivizumab (Handelsname: Synagis; Hersteller: AstraZeneca) ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Krankheitsprävention von Respiratory-Syncytial-Virus (RSV)-Infektionen bei Kindern eingesetzt wird. Palivizumab ist nicht zur Behandlung von bereits bestehenden RSV-Infektionen geeignet. Behandlungen von Erwachsenen sind nicht angezeigt.[1][2][3]

Wirkungsweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palivizumab wirkt in Form einer passiven Immunisierung. Der Antikörper bindet an das in allen RSV-Isolaten hoch konservierte A-Epitop des Fusionsproteins (F-Protein) des RS-Virus und verhindert dadurch den Eintritt des Virus in die Zelle und damit eine Infektion. Das F-Protein der RS-Viren ist ein Glykoprotein auf der Oberfläche des Virus, das für die Fusion viraler und zellulärer Membranen notwendig ist. Diese Fusion ist ein wichtiger Schritt beim Eintritt des Virus in die Zelle. Der Antikörper wirkt gegen die RSV-Untertypen A und B.

Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palivizumab ist zur Anwendung bei Kindern mit hohem Risiko für RSV-Erkrankungen zur Prävention der durch das RSV hervorgerufenen schweren Erkrankungen der unteren Atemwege zugelassen:

  • bei Kindern, die vor der 36. Schwangerschaftswoche geboren wurden und zu Beginn der RSV-Saison jünger als 6 Monate sind.
  • bei Kindern unter 2 Jahren, die innerhalb der letzten 6 Monate wegen bronchopulmonaler Dysplasie behandelt wurden.
  • bei Kindern unter 2 Jahren mit angeborenen Herzfehlern.

Aufgrund der sehr hohen Kosten für Palivizumab wird in Deutschland eine Immunisierung in erster Linie für Frühgeborene mit einer bronchopulmonalen Dysplasie empfohlen; in anderen Fällen wird eine Einzelfallentscheidung angeraten. Die Anzahl der notwendigen Behandlungen (number needed to treat) für die Immunisierung mit Palivizumab beträgt 17. So viele Kinder müssen statistisch gesehen behandelt werden, um eine Krankenhausaufnahme durch RSV-Infektion zu vermeiden.

Palivizumab wird in einer Dosis von 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht durch intramuskuläre Injektion verabreicht. Aufgrund der Halbwertszeit des Antikörpers von zirka 18 bis 20 Tagen muss der Immunschutz während der RSV-Saison (in Mitteleuropa November bis April) monatlich erneuert werden.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palivizumab soll nicht angewendet werden bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Palivizumab oder andere humanisierte Antikörper. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Durchfall, Fieber, Schwellungen und Rötungen an der Injektionsstelle und Nervosität. Allergische Reaktionen wurden beobachtet, Fälle von Anaphylaxie sind aber sehr selten (weniger als 1/10000). Die selten beobachtete Bildung von Antikörpern gegen Palivizumab scheint klinisch nicht relevant zu sein.

Herstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Palivizumab ist ein humanisierter Antikörper vom Typ IgG1. Der Antikörper wird gentechnisch in der stabilen Maus-Myelomzelllinie NS0 hergestellt. Durch die gentechnische Produktion besteht bei Palivizumab im Gegensatz zu traditionell hergestellten Immunsera keine Gefahr, dass bei unsachgemäßer Herstellung Krankheitserreger wie HIV übertragen werden. Palivizumab wurde von dem amerikanischen Biotechnologieunternehmen MedImmune entwickelt. Der Zulassungsinhaber ist zwar AstraZeneca, aber in der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels heißt es bei der EMA, dass der Antikörper von Boehringer Ingelheim für den europäischen Markt produziert wird.[4]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit, Website der EMA, deutsch, abgerufen am 28. Oktober 2023
  2. Synagis, Gelbe Liste, abgerufen am 28. Oktober 2023
  3. Impfstoffe und anderer Schutz vor RS, Website des VfA, abgerufen am 28. Oktober 2023
  4. Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, Website der EMA, deutsch, abgerufen am 28. Oktober 2023