Pecia

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Pecia oder Pecie (lateinisch für ‚Stück, Teil‘) ist ein System zur schnellen handschriftlichen Vervielfältigung von Schriften, das ab dem 12. Jahrhundert[1] eingesetzt wurde. Statt ein Schriftstück als Ganzes handschriftlich abzuschreiben, teilte man universitäre Handschriften, vor allem in der Jurisprudenz, in mehrere Lagen auf, damit mehrere Kopisten zugleich an ihnen arbeiten konnten. Diese einzelnen Lagen konnten beim Stationarius, dem Universitätsbuchhändler, gegen eine Gebühr zur Abschrift ausgeliehen werden. Diese professionellen Verleiher fanden sich hauptsächlich an den großen Universitäten von Italien, Frankreich und England. Auf diese Weise konnte der Prozess des handschriftlichen Kopierens erheblich beschleunigt werden.

In Deutschland wurde die Erstellung von handschriftlichen Kopien oft von den Studenten selbst erledigt, was jedoch viele Fehler zur Folge hatte. Beim Pecia-System prüfte (etwa an der Universität Bologna) hingegen der peciarius die Kopien auf ihre Korrektheit, wodurch die Anzahl der Fehler deutlich minimiert wurden, bevor der stationarius als Verleger tätig wurde.[2] Viele der Schriften, die auf diese Weise entstanden sind, weisen marginale Zeichen auf, die einen Wechsel der schreibenden Hand kennzeichnen.

  • Giovanna Murano: Manoscritti prodotti per exemplar e pecia conservati nelle biblioteche austriache: Admont, Graz, Innsbruck, Klosterneuburg, Kremsmünster, Lilienfeld, Linz, Melk, Salzburg, Schlägl, St. Florian, Vorau, Wien e Zwettl. Verl. der Österr. Akad. der Wiss., Wien 2003. ISBN 3-7001-3153-4.
  • Ursula Rautenberg (Hrsg.): Reclams Sachlexikon des Buches. 2., verbesserte Auflage. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2003, ISBN 3-15-010542-0.
  • Alison Joan Ray: The pecia system and its use in the cultural milieu of Paris c 1250 to 1330. Dissertation, Universal College London 2015.
  1. Philosophische Universität Passau, Buchkunde
  2. Gianfranco Orlandelli: I testi manoscritti. [Die handschridtlichen Texte.] In: Alma mater librorum. Nove secoli di editoria bolognese per l’Università. Bologna 1988/89, S. 33–43; hier: S. 35–37.; zitiert in: Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer, Kurt Hans Staub: Was tun, wenn die Pest kommt: Göttern lästern oder Juden brennen? In: Editionen und Studien zur lateinischen und deutschen Fachprosa des Mittelalters. Festgabe für Gundolf Keil. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000. ISBN 3-8260-1851-6, S. 127–166, hier: S. 129.