Tagebau Gröbern

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tagebau Gröbern
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Abbautechnik Tagebau auf 600 ha km²
Förderung/Gesamt 102 Mio. t 18,2 Mio.
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betriebsbeginn 1966
Nachfolgenutzung Flutung zum Gröberner See
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Braunkohle
Geographische Lage
Koordinaten 51° 42′ 12″ N, 12° 26′ 56″ OKoordinaten: 51° 42′ 12″ N, 12° 26′ 56″ O
Tagebau Gröbern (Sachsen-Anhalt)
Tagebau Gröbern (Sachsen-Anhalt)
Lage Tagebau Gröbern
Standort Gröbern
Gemeinde Muldestausee
Landkreis (NUTS3) Anhalt-Bitterfeld
Land Land Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland

Der Tagebau Gröbern war ein Tagebau des Braunkohlenkombinats Bitterfeld zur Gewinnung von Braunkohle südöstlich von Gräfenhainichen.

Im Gebiet Bitterfeld, Wittenberg und Torgau liegt ein als Hochfläche von Gräfenhainichen-Schmiedeberg (s. a. Dübener Heide) bekanntes Endmoränengebiet. Unter dessen pleistozäner Bedeckung lagern braunkohleführende Schichten. In mehreren Baufeldern wurde hier Braunkohle gefördert.

Bereits 1940 und 1966 erfolgten erste Abraumbewegungen zum Aufschluss als Tagebau Barbara. Der dann endgültig 1984 aufgeschlossene Tagebau Gröbern versorgte mit Beginn der Kohleförderung im Jahre 1987 vor allem die Kraftwerke Zschornewitz und Vockerode mit Braunkohle für die Erzeugung von Elektrizität. Anfangs erfolgte die Abraumbewegung im Zugbetrieb. Ab März 1986 wurde der Abraum mittels Bandbetrieb auf der Barbara-Höhe (Halde Golpa) als Hochkippe verkippt.

Paläontologische und archäologische Funde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Deckschichten der Braunkohle trugen ein Seebecken der Eem-Warmzeit (etwa 130.000 - 115.000 Jahre vor heute), das sich als Folge von Torfen und Mudden mit einer Vielzahl paläontologischer und archäologischer Funde erhalten hat.[1] Am 8. Juni 1987 wurden darin die Überreste eines etwa 120.000 Jahre alten Waldelefanten aus der Eem-Warmzeit freigelegt.[2] Anhand der gefundenen Skelettteile wurden die Maße des Elefanten mit fünf Meter Schulterhöhe, fünf Tonnen Gewicht sowie die Stoßzahnlänge mit 2,5 Metern ermittelt. In der Fundschicht fand man weiterhin Feuersteine, die offenbar Neandertalern als Werkzeug zur Zerlegung des Kadavers dienten. Ob dieser Elefant von Menschen erlegt wurde oder natürlich verendet ist, lässt sich aus dem Befund selbst nicht ermitteln. Das Skelett ist nach Bergung und Präparation als Gröberner Waldelefant im Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle) zu besichtigen.

Der Tagebau wurde 1993 zusammen mit den kohleverarbeitenden Kraftwerken stillgelegt. Ursprünglich war die Überbaggerung großer Teile der Dübener Heide vorgesehen. Ein vorzeitig stillgelegter, 2000 Tonnen schwerer Eimerkettenschwenkbagger wurde lange Zeit zum Verkauf angeboten.

Auf der südlich von Zschornewitz gelegenen Abraumhalde wurde ein Windpark mit acht Anlagen errichtet. Die Abraumhalde überragt das Gelände um etwa 50 Meter und bietet so gute Voraussetzungen für die Windenergienutzung.

Als weitere Rekultivierungsmaßnahme der Bergbaufolgelandschaft erfolgte ab dem Jahr 2001 die Flutung des Tagebau-Restlochs mit Grundwasser sowie mit Wasser aus der Mulde durch eine Rohrleitung, um die Flutung zu beschleunigen. Es entstand bis 2010 der Gröberner See mit einer Wasserfläche von 368 ha mit 67 Mio. m³ Wasservolumen.[3]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Lothar Eißmann, Thomas Litt (Hrsg.): Das Quartär Mitteldeutschlands. Ein Leitfaden und Exkursionsführer. = The Quaternary in Central Germany. Mit einer Übersicht über das Präquartär des Saale-Elbe-Gebietes (= Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen. H. 7, ISSN 0232-5381). Mauritianum, Altenburg 1994.
  2. Dietrich Mania, Matthias Thomae, Thomas Litt, Thomas Weber: Neumark-Gröbern – Beiträge zur Jagd des mittelpaläolithischen Menschen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte. Band 43). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1990, ISBN 3-326-00571-7.
  3. Gröberner See – Leipzigseen. In: leipzigseen.de. Abgerufen am 18. Dezember 2020.