Untiefen des Rheins

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Untiefen des Rheins finden sich an zahlreichen Stellen in seinem Verlauf. Im Laufe der Zeit hat sich der Rhein ein sehr enges und kurvenreiches Flussbett durch das Rheinische Schiefergebirge gegraben. So sind Felsen ober- und unterhalb der Wasseroberfläche stehengeblieben, die die Rheinschifffahrt behinderten oder bei niedrigen Wasserständen gefährdeten.

Die Untiefen und ihre optische und akustische Wahrnehmung an der Oberfläche waren fester Bestandteil der Rheinromantik gewesen. So schrieb Victor Hugo auf seiner Rheinreise 1840: „Herrlich braust der Rhein um Bacharach. Es scheint, als liebe und wahre er stolz seine Altstadt. Man möchte ihm zurufen: Gut gebrüllt, Löwe ! Auf Weite eines Armbrust-Schusses verfängt und windet er sich in einem Felsentrichter und ahmt Schaum und Gebrause des Ozeans nach. Diese böse Stelle heißt „das wilde Gefährt“. Es sieht schreckhafter aus, ist aber weniger gefährlich als „die Bank“ bei Sankt Goar.“[1]

Heute sind viele dieser Untiefen durch den Rheinausbau beseitigt oder entschärft worden. Die alten Namen, die von Schiffern und Fischern geprägt wurden, gibt es noch immer. Zwischen Sankt Goar und Oberwesel wird die Schifffahrt seit 1972 mit Hilfe von Lichtsignalen gewahrschaut. Bis 1988 waren auf der Strecke Sankt Goar bis Bingen die Rheinlotsen tätig.

Die bekanntesten Untiefen

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Name km Ufer Beschreibung
Mühlstein 529,2 RU An diesem dicht am Rheinufer zwischen Rüdesheim und Burg Ehrenfels liegenden Felsen war früher eine Rheinmühle verankert. Unter einem im Fels eingelassenen eisernen Kreuz liegt das Herz des Geschichtsprofessors Niklas Vogt, ein Lehrer des Fürsten von Metternich.
Fiddel 529,4 RU Felsen, an ihm war früher die Zollkette zwischen dem Binger Mäuseturm und der Burg Ehrenfels befestigt.
Binger Loch 530,6 Fahrrinne Unter der Regierung Friedrich Wilhelm III. wurde die Fahrrinne auf 30 Meter erweitert. 1832 wurde dort ein Denkmal errichtet. Die jetzige Breite beträgt 120 Meter.
Lochsteine 530,6   Reste der Felsbarriere im Binger Loch.
Langer Ort     Bezeichnet das Ende der schmalen Durchfahrt am Binger Loch.
Beckersley 532,2 LU Schieferfelsen, früher im Besitz einer Familie Becker.
Großer und kleiner Leisten 532,3 RU Felsen in Stromrichtung verlaufend, in Assmannshausen.
Clemensgrund 533,7 RU Benannt nach der ehemaligen Pfarrkirche Sankt Clemens in Trechtingshausen.
Teufelskader Leyen 534,9 RU Felsen, aus dem lat. cataracta = Schleuse, Wasserfall. Teufel eventuell Personenname oder Hinweis auf verrufenen Ort.
Rösselgrund 535,5 LU Untiefe; mit Rossel oder Rösel wird ein Geröllhang bezeichnet, von dem Steine herunterrollen.
Heimbacher Loch 537,0 LU Enges Fahrwasser.
Großer Wacken 537,2 RU Mhd. Wacke, Feldstein aus dem Boden hervorstehend.
Cariusley 538,8 RU Felsen am Lorcher Werth.
Lorcher Kirchenleyen 540,1 RU Bei der Kirche Sankt Martin gelegener Fels.
Kreuzbänke 541,3 RU Felsbank beim ehemaligen Kloster Fürstenthal.
Groscheley 541,6 RU Felsen
Lorchhausener Grund 542,2 LU Untiefe und Kribben bei Lorchhausen.
Wirbelley 542,9 RU Felshang beim Strudel.
Ara Bacchi 543,4 Fahrrinne 1850 weggesprengter Felsen. Auch Elterstein oder Altarstein.
Flossenreißer 543,5 LU Fels, der die Flöße auseinanderreißt.
Das wilde Gefähr 544,7 LU Fahrwasser zwischen Kauber- und Bacharacher Werth, seit 1976 entschärft.
Weinsteinerleyen 544 LU Felsen zwischen LU und Bacharacher Werth.
Diebsteine 544 LU Felsen zwischen LU und Bacharacher Werth.
Rauscheley 547,3 RU Fels, Bezeichnung für Geröllabhänge am Mittelrhein.
Greyergrund 547,6 RU Untiefe
Wolfsnacker Bänke 548,2 RU Felsen, vielleicht nach dem Wolf benannt, der früher hier heimisch war.
Rabenley 548,8 LU Felsen, auf dem Raben nisten.
Kirchley 549,6 LU Felsen an der Liebfrauenkirche.
Roßstein 550,7 RU Felsen, vielleicht abgeleitet von me rosteyne – Flachsröste oder rauer, nackter Stein.
Die sieben Jungfrauen 550,9 RU Felsen und Sandbank. Die sieben Felsen sind der Sage nach sieben versteinerte Jungfrauen von der Schönburg, die wegen des Schabernacks, den sie mit ihren Freiern getrieben haben, zur Strafe versteinert wurden.
Hammer Leyen 550,8 LU Fels mit Hamm wird der Außenbogen einer Flussbiegung bezeichnet.
Tauber Werth 551,0 LU Insel; Tauf bezeichnet ein seichtes Wasserloch, bei Niedrigwasser kann man zu Fuß auf die Insel gehen.
Maarley 551,5 LU Felsen
Urbacher Grund 552,0 RU Untiefe, Schwemmkegel des Urbachs.
Furtsley 552,1 RU Felsen, Furt, d. h. seichte Stelle im Wasser.
Geisenrücken und Heringsnas 552,0–552,5 Felsen, längs im Fluss verlaufende Felsrippe, erinnert an den Rücken einer Geiß, Heringsnas ist die südliche Spitze. Ab einem Pegelstand Kaub weniger als 1,30 m wird das linksrheinische Fahrwasser gesperrt.
Kammereck 552,9 LU Felsen, zu kamme – Gelände, das zur herrschaftlichen Finanzverwaltung gehört.
Alkensteine 553,1 RU Felsen
Sennerley 553,2 RU Felsen
Betteckbänke 553,4 LU Felsbank am Betteck.
Die Longe und die Schappe 554,0 RU Von lat. longus – lang und mhd. Schopp – Schuppen, Scheune, Gebäude am Ufer. An der Loreley war mit 26 Metern die tiefste Stelle im Rhein.
Betteck 554,0 LU Felsen, Signalstelle
Vierzehn Nothelfer 554,0 LU Felsen; am Bahndamm, kurz vor der Tunneleinfahrt zum Bettecktunnel, befinden sich 14 stilisierte Heiligenhäuschen, der Bereich St. Goar bis Oberwesel war schon immer von den Schiffern gefürchtet.
Lützelsteine 554,3 LU Felsen, mhd.lützel = klein (vgl. engl. little), Signalstelle.
Grünsgrund 555,0 RU Untiefe, Siehe Grien – Kies, Geröll. 1976 weitgehend beseitigt.
Die Clode Bei St.Goar. Clode – Enge Stelle, oder von Personennamen Cloth hergeleitet.
Bankeck oder Banksteine 555,4 LU Felsen, heute Standort der Signalstelle und Lotsenmuseum.
Hartensteine 556,3 RU Felsgruppe
Schwarzgrund 556,3 LU Schwemmkegel
Kessel und Wirbel 555,6 LU Felsen
Eselsgrund 555,9 RU Untiefe, Ablagerungen des Forstbaches, mit Esel wird auch ein hölzernes Gestell bezeichnet.
Hasenbachgrund 556,7 RU Untiefe Hasenbachmündung.
Am Hottentot 559,2 LU Felsen; Verballhornung von Hundort direkt am Hundhafen. Hund wird im Rheinischen auch ein starker Tannenbaum genannt.
Wellmicher Ort 559,7 RU Sandbank an der Mündung des Wellmicher Bachs.
Gaulsgrund 562,0 RU Untiefe beim Gaulsbach.
Hirzenacher Leyen 562,8 LU Felsen
Kesterter Grund 563,0 RU Kiesgrund am Gleithang bei Kestert
Am Nonnenstein 563,8 LU Untiefe, hier setzten früher die Pilger auf dem Weg nach Kamp-Bornhofen über.
Kesterter Leyen 563,9 RU Felsnase
Am Schneider 565,2 LU Reede, Bad Salzig (Familienname)
Am steinernen Mann 568,1 LU Untiefe, am Ufer alter Meilenstein.
Bornhofener Grund 567,8 RU Grund, Untiefe
Martinsgrund 569,5 LU Untiefe, benannt nach der schon im Jahr 911 erwähnten Kapelle Sankt Martin.
Bischofsgrund 569,3 RU Untiefe Kiesgrund in der Nähe der alten Burg in Kamp.
Filsener Leyen 570,3 RU Felsen bei Filsen.
Filsener Grund 572,5 RU Geröllbank bei Filsen.
Peternacher Leyen 573,3 LU Untiefe, Schieferfelsen bei der ehemaligen Siedlung Peternach.
Osterspaier Sand 573,8 RU Sandbank am Gleithang bei Osterspai.
Auf der Schottel 576,5 LU Untiefe, früher langgezogener Kiesrücken; Schotter-Schottel.
Das enge Türchen 576,5 RU früheres Fahrwasser für Schiffe mit wenig Tiefgang.
Bücklingsgrund 579,0 LU Untiefe
Niederspayer Fahrwasser 580,0 LU Untiefe
Braubacher Grund 580,0 RU Untiefe, trennt Braubacher- von Niederspayer Fahrwasser.
Breyer Leyen 581,0 LU Felsen bei Brey.
Schlierbachsort 581,7 RU Schwemmkegel Mündung Schlierbach.
Königsstuhlgrund 583,7 LU Untiefe auf Höhe des Königsstuhls bei Rhens.
Kapuzinergrund 591,5 LU Untiefe in Koblenz, auf der die Römer 49 n. Chr. eine Rheinbrücke erbauten.
Unkelstein 636,6 LU Basaltriff gegenüber von Unkel
Deutzer Platte 687,3 Fahrrinne 500 m lange Kies- und Sandbank die durch die Aufweitung des Flussbetts und der damit verbundenen Verringerung der Fließgeschwindigkeit unterhalb der Hafeneinfahrt entsteht.

Häufige Namensbestandteile

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  • Bank – Sand- oder Kiesbank
  • Eck – scharfe Flussbiegung oder Felsvorsprung
  • Gefähr – gefährliche Stelle, manchmal auch Gefährt
  • Grien – sandiges Ufer, aus dem Mittelhochdeutschen, teilweise auch Grün
  • Grund – Ablagerungen im Bereich von Flussmündungen und Gleithangufern
  • Leisten – Felsrippe in Flussrichtung
  • Ley – Felsen, Schieferfelsen
  • Loch – Einschnitt in eine Felsbarriere
  • Rücken – langgestreckte Erhebung
  • Wacken – dicker Felsbrocken
  • Wirbel – Strudel
  • Manfred Halfer: Wasserflurnamen im Rheinengtal. In: Hansenblatt. Nr. 52, 1999.
  • Paul Hübner: Der Rhein. Von den Quellen bis zu den Mündungen. 1. Auflage. dtv, München 1974, ISBN 3-423-10004-4 (Mit 18 Karten von A. Wolf und 26 Abbildungen).
Commons: Untiefen des Rheins – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Victor Hugo: Rheinreise. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1982, ISBN 3-7973-0399-8, S. 94.